Kopierschutz und künftige Musikumsätze
Ob der Weltumsatz mit Musikdownloads von jetzt 2,8 auf 11,9 Milliarden Dollar 2010 steigen wird, hängt davon ab, wie EMIs Strategie der Kopierschutz-Befreiung funktioniert. Die Analysten müssen ihre Prognosen revidieren.Die Entscheidung von EMI, Nummer vier im Konzert der globalen Musikindustrie, künftig "ungeschützte" Musikstücke unters Volk zu bringen, ruft jetzt die Prognostiker auf den Plan.
Die Analysten von eMarketer hatten in ihrem letzten großen Report zum Thema Downloads vor einem halben Jahr festgestellt, dass der restriktive Einsatz von Digital Rights Management [DRM] keinerlei Umsatzzuwächse für den Copyright-Inhaber bringe. Tauschbörsen mit illegalen Inhalten würden nur aus Gründen des Kopierschutzes "blühen und gedeihen".
Der Schritt von Apple und EMI sei daher grundsätzlich richtig, denn ein Produkt an den Bedürfnissen des Konsumenten vorbei anzubieten, wie es die Musikindustrie jahrelang praktiziert habe, sei nun einmal nicht zielführend.
Ob damit der bevorstehende Tod des Kopierschutzes angesagt ist und wie gut das Experiment von EMI funktionieren wird, darüber ist man sich noch nicht ganz einig.
Nach dem Paukenschlag in der vergangenen Woche könnte es sein, dass die Prognosen der Studie vom Sommer zu konservativ angefangen wurden, heißt es von eMarketer.
Sollten die anderen großen Labels nämlich nachziehen und ebenfalls DRM-freie Musik anbieten, dann müsste man die Wachstumszahlen gegebenenfalls nach oben revidieren.
Ordentliche Wachstumsraten
Die Marktbeobachter hatten prophezeit, dass der Markt für digitale Musik-Downloads weltweit von 2,8 Milliarden Dollar [2006] auf 11,9 Milliarden Dollar Jahresumsatz bis 2010 anwachsen werde.
Zur Steigerung dieser ohnehin ordentlichen Wachstumsraten - von denen in erster Linie Apple profitieren wird - seien aber ein paar Faktoren mehr nötig als das bloße Wegfallen des Kopierschutzes bei EMI.
Die offenen Fragen
Zum einen stelle sich die Frage, ob die Konsumenten - vom höheren Preis der DRM-freien Stücke abgesehen - nicht durch das Mehrfachangebot in diversen Formaten und Qualitäten verwirrt würden. Vor allem aber: Würden die größeren Musik-Labels Universal Music, Warner Music, und Sony BMG nachziehen?
Die wichtigste Frage aber sei, ob sich EMIs riskanter Schritt in Form steigender Gesamtumsätze niederschlagen würde, so die Analysten abschließend.
Hier ist natürlich der Haken an der Sache - nicht für Online-Distributoren von Musik wie Apple, sondern für die Musikfabrikanten, die ihre Produkte so lange selbst auf silbrigen Scheiben vertrieben hatten.
Quelle: CNBC | AP
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